125 Jahre TSV Birkenau – das sagt und schreibt sich so leicht. Selten verdeutlicht man sich dabei jedoch, welche gewaltigen gesellschaftlichen und technischen Umwälzungen es in dieser Zeit gegeben hat. Fast niemand denkt daran, wie sich Kriege und die große Politik auf das Schicksal des Einzelnen wie des Vereins ausgewirkt haben. Beim Festkommers zum Jubiläum des TSV gelang es Präsident Peter Denger, diesen 125 Jahren Leben einzuhauchen: Kurz und prägnant, dennoch aber bildhaft und nachvollziehbar schilderte Denger Höhepunkte aus einer Vereinsgeschichte,die 1868 ihren Anfang nahm.
„Es war eine unruhige und turbulente Zeit“, sagte Denger. Die
forschreitende Industrialisierung habe in weiten Teilen der Bevölkerung zu bitterer Armut geführt, viele Deutsche hätten in dieser Zeit ihr Glück in der Auswanderung in die Vereinigten Staaten gesucht.Unter den Zurückbleibenden habe sich ein tiefer Riss gebildet. Mit dem Kaiserreich, das 1871 proklamiert worden war, habe sich für viele ein lang ersehnter Wunsch erfüllt.Viele andere hätten jedoch ein „einig Vaterland“ nach demokratischen Grundsätzen bevorzugt. Dies habe sich letztlich auch in der Gründung der Birkenauer Vereine widergespiegelt.
Politische Spannungen Während die eher kaisertreuen Turner 1886 den TV aus der Taufe gehoben hatten, gründete sich acht Jahre später ein weiterer Verein, der dem Arbeiterturnbund angehörte. Politische Spannungen hätten sich also auch immer unmittelbar auf Birkenau ausgewirkt. Das sei unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg nicht anders gewesen als nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten: „Jüdische Sportler waren plötzlich nicht mehr da. Wer nicht fliehen konnte, wurde deportiert und umgebracht.“ Die
Arbeitervereine seien aufgelöst, ihr Vermögen beschlagnahmt worden. In allen anderen Vereinen seien die demokratischen Strukturen zerschlagen worden.
Beispiel: Generalversammlungen wurden durch „Generalmitgliederappelle“ ersetzt. Nach Kriegsende seien es dann vor allen Dingen drei Männer gewesen,die mit ihrem Weitblick den Grundstein für den TSV, wie er sich heute darstellt, gelegt hätten: Bürgermeister Georg Hirt sowie Hermann Unrath und Karl Brehm hätten für die Vereinigung der zwischenzeitlich entstandenen SKG mit dem Turnverein gesorgt – der moderne TSV war geboren, als Rechtsnachfolger des Turnvereins von 1886. Auch wenn beispielsweise im Geräteturnen große Erfolge gefeiert worden seien, habe sich der Handballsport im Laufe der Zeit zum Aushängeschild des Vereins entwickelt.
Zahlreiche Meistertitel seien errungen worden, jahrelang habe der TSV sowohl im Feld- als auch im Hallenhandball in der ersten Bundesliga gespielt. 1974 folgte mit der Deutschen Meisterschaft im Feldhandball der größte Erfolg. Erfolge habe es auch im Jugendbereich gegeben,die Handballdamen seien längst eine gleichberechtigte tragende Säule des Vereins. Schmerzliche Momente Aber es habe auch schmerzliche Stunden gegeben: Durch den Niedergang des Feldhandballs habe das mit hohem Aufwand gestaltete Sportgelände auf dem Tannenbuckel quasi über Nacht seine Bedeutung verloren. Schmerzhafte Einschnitte seien auch die Schließungen der Schwimm- und der Volleyball-Abteilungen gewesen, ebenfalls der Austritt der Tischtennis-Spieler, die die TTG gründeten.
Auf der anderen Seite verfüge der TSV jetzt über eine schlagkräftige Radsport-Abteilung, dank der neuen Halle seien auch beispielsweise die Badminton-Abteilung, die Sport- und Gymnastikgruppe sowie die Abteilung Disco-Fox auf dem aufsteigenden Ast. Die Gründung der Ballschule in Kooperation mit der Universität Heidelberg, für die der TSV kürzlich ausgezeichnet worden sei, sei ein richtungweisender Schritt gewesen.
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Quelle: Weinheimer Nachrichten vom 11.04.2011